Unisex-Tarife in der PKV
Bei einem Unisex-Tarif darf das Geschlecht des Versicherten keinerlei Einfluss auf die Beitragshöhe nehmen. Eine Frau zahlt für einen konkreten Tarif genauso viel wie ein gleichaltriger Mann, sofern keiner der beiden Versicherten einen Risikozuschlag wegen einer Vorerkrankung zahlen muss. Dieses Tarifmodell ist für alle privaten Krankenversicherungen seit dem 21. Dezember 2012 verpflichtend. Der Europäische Gerichtshof hatte im Jahr zuvor die alte Regelung verworfen.
Deutliche Veränderung der Beitragskosten
Dadurch hat sich die Prämiensituation in der PKV deutlich geändert. Vor der Einführung des Unisex-Tarifs zahlte ein männlicher Versicherter im Durchschnitt 15-20 % weniger für einen PKV-Tarif als eine Frau. Eine Studie des Analystenhauses Franke und Bornberg aus dem Jahr 2013 ergab, dass Männer nach der Tarifumstellung bis zu 62 % höhere Prämien zahlen mussten, während Frauen bis zu 24 % einsparen konnten.
Warum gab es überhaupt geschlechtsspezifische Tarife?
Private Krankenversicherungen gingen bei ihrer Prämienkalkulation davon aus, dass weibliche Versicherungsnehmer statistisch gesehen mehr Kosten verursachten. Hierbei spielten drei Faktoren eine Rolle:
- Schwangerschaft
- höhere durchschnittliche Lebenserwartung
- Frauen konsultieren bei gesundheitlichen Problemen eher einen Arzt als Männer
Der Europäische Gerichtshof war der Ansicht, dass die medizinischen Kosten für die Schwangerschaft nicht alleine auf die Frau abgewälzt werden könnten. Zudem sei es ungerecht, wenn Frauen wegen ihrer besseren Gesundheitsvorsorge finanziell bestraft würden.
Ältere geschlechtsspezifische PKV-Tarife nach wie vor aktiv
Wer vor dem 21. Dezember 2012 einen Vertrag mit einer privaten Krankenversicherung abgeschlossen hatte, konnte nicht zum Wechsel in den Unisex-Tarif gezwungen werden. Die Versicherungsgesellschaften boten den betroffenen Kunden aber zwischen Januar und Juni 2013 ein Umtauschrecht ein. So konnten sie bei nahezu gleichbleibenden Beiträgen in einen Unisex-Tarif überwechseln.
Da der Umtausch jedoch in der Regel mit Leistungseinbußen verbunden war, dürften viele Männer seinerzeit zunächst in den alten Tarifen verblieben sein. Sofern sich diese Verträge durch Beitragsanpassungen verteuern sollten, lohnt sich allerdings auch für diese Gruppe ab einem gewissen Zeitpunkt der Wechsel in einen neuen Unisex-Tarif, der dann mitunter günstiger sein kann.